Am Samstag morgens um 4 Uhr mussten wir uns schon aus dem Bett quälen, damit wir rechtzeitig um 6 den Greyhound in Lanigan erwischen konnten. Louis, der als typischer Farmer sowieso immer um 4:30 Uhr aufsteht, hatte damit überhaupt kein Problem und hatte sogar Frühstück für uns vorbereitet.

Auf dem Weg nach Lanigan konnten wir mehrere Rehe und eine ganze Gruppe Pelikane beobachten. Meistens lohnt sich frühes Aufstehen doch irgendwie.



An der "Bushaltestelle" (ein kleines, verrostetes Greyhound-Schild mitten im Nirgendwo) trafen wir dann eine Farmerin, die dort auf ihre zwei deutschen Helfer wartete. Sie meinte, sie könnte auch einfach uns mitnehmen und die zwei Leute im Bus könnten ja weiterfahren. Wir haben dann beschlossen, doch einen Austausch vorzunehmen und so stiegen zwei neue Deutsche aus dem Bus und zwei andere wieder ein.

Die Fahrt nach Saskatoon war wieder kurz und problemlos, die Strecke kannten wir ja schon. Am Greyhound-Terminal in Saskatoon stellten wir allerdings fest, dass am Wochenende gar keine Busse von dort aus in die Stadt fuhren. Also gingen wir erstmal gegenüber zu Tim Hortons für ein zweites Frühstück und da sich dadurch das Grundproblem nicht geändert hatte, waren wir zum ersten Mal in Kanada gezwungen ein Taxi zu nehmen. Saskatoon ist wirklich nicht fußgängerfreundlich.

Den Rest des Tages hielten wir uns hauptsächlich in unserem Wohnbezirk auf, dem schönen Riversdale.



Am Sonntag machten wir uns auf zu einem schönen Spaziergang am South Saskatchewan River entlang und überquerten den Fluss, um zum Broadway-District zu gelangen. Dort fand nämlich das jährliche "Fringe Festival" statt. Es ist zum Teil ein Theater-Festival, hat aber auch einen großen Straßenfest-Anteil mit Straßenkünstlern, Floh- und Kunsthandwerkermarkt und natürlich vielen ausgefallenen Essensständen. Hier gab es alles, von gehäkelten Kakteen bis hin zu Leuten, die auf elektrischen Plastiktieren umhergedüst sind.



Am Montag war Civic-Day, bzw. hier Saskatchewan Day und wir mussten schon wieder aus unserer Unterkunft auschecken, denn abends sollte es nach Edmonton weitergehen. Glücklicherweise durften wir unsere großen Rucksäcke erstmal dort lassen, so dass wir den Tag noch weiter nutzen konnten. Wir verbrachten eine ganze Weile im Victoria Park am Fluss bis wir beschlossen uns im Kino den neuen Mission Impossible (Fallout) anzusehen. Für den Abend zogen wir uns dann mal wieder in ein Brettspiele-Café zurück, das wir in Riversdale entdeckt hatten.



Gegen halb 9 mussten wir allerdings entgültig aufbrechen, weil dann schon der letzte Bus Richtung Bahnhof fuhr. Ja, nur "Richtung Bahnhof", es wäre ja zu einfach, wenn es eine Buslinie gäbe, die tatsächlich auch am Bahnhof anhält... Aber das Wetter war schön und der Abend nicht mehr so heiß und so trotteten wir mit unseren Rucksäcken die restlichen zwei Kilometer zum Bahnhof.



Der Bahnhof in Saskatoon ist eindeutig hauptsächlich ein Güterbahnhof und nur nebensächlich für Personen gedacht. Nachdem wir eine ganze Weile an gestapelten Frachtcontainern vorbeigelaufen waren, kamen wir tatsächlich an ein kleines Gebäude, in dem noch Licht brannte, das sich als der Bahnhof herausstellte. Eigentlich sollte der Zug um 20 nach 11 in Saskatoon ankommen, aber die Bahnhofsmitarbeiter meinten gleich, dass der Zug eine Stunde Verspätung habe. Da die Verspätung der kanadischen Züge ja schon legendäre Ausmaße erreichen kann, schätzten wir uns mit der Stunde erstmal glücklich. Tatsächlich im Zug saßen wir dann so um halb 2 und dann wurde erstmal geschlafen.

Als wir morgens wieder aufwachten, mussten wir feststellen, dass wir von den ca. 500 Kilometern bis Edmonton in den vergangenen Stunden noch nicht einmal die Hälfte geschafft hatten. Wir waren also erst gerade so über die Grenze nach Alberta gelangt. Um kurz nach 8 Uhr morgens sollten wir regulär da sein, 11 haben sie dann zunächst angepeilt. Aber es ging und ging nicht voran. Nach jedem kurzen Stückchen Fahrt standen wir erstmal wieder, um den nächsten Güterzug vorbeizulassen. Man hatte wirklich das Gefühl, dass aussteigen und selber laufen schneller gehen würde...

Um kurz nach 3 Uhr nachmittags waren wir dann endlich in Edmonton. Die 22 Stunden Verspätung von Lisas Kollegin (auch Lisa) haben wir zwar lange nicht erreicht, aber wir verstehen jetzt wie zermürbend das ist.


Aber: Der Weg ist das Ziel. Der Zug "The Canadian", der regelmäßig seine Route von Toronto nach Vancouver und zurück zuckelt, ist wirklich gemütlich. Man kann gut schlafen, das Essen ist nicht schlecht und nicht zu teuer und die Aussichtswaggons, die eine große Glaskuppel haben, von denen aus man den restlichen Zug und natürlich die Landschaft beobachten kann, sind schon etwas besonderes. Wie Lisa (immer noch die andere Lisa) mir damals im Klinikum erzählt hat, es ist schon ein Erlebnis, aber beim nächsten Mal würde sie fliegen. Das können wir jetzt unterschreiben.



Damit haben wir Saskatchewan verlassen. Die Prärie mit ihren unendlichen Weiten ist sehr beeindruckend und sowohl in Regina als auch in Saskatoon müssen die letzten Jahre einige Gelder geflossen sein, denn Reginas Innenstadt und Saskatoons Flussufer-Viertel waren nagelneu gestaltet und sehr modern. Saskatoon ist insgesamt sehr hipp, die ganzen ausgefallenen Cafés und Restaurants lagen leider außerhalb unserer Preisklasse, aber waren schön anzusehen. Ohne eigenes Fahrzeug ist Saskatoon etwas frustrierend. Es hätte noch ein oder zwei Sehenswürdigkeiten gegeben, die uns interessiert hätten, aber es gab keinerlei Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen. Wir sind jedenfalls um viele schöne, ein paar interessante und manche weniger gute Erfahrungen reicher.


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Early Saturday morning, we got up at 4am just to catch the only bus back to Saskatoon. Louis, being a farmer all his life, was getting up around that time, anyway, so he made us breakfast and then drove us all the way back out to Lanigan, where a small, rusty sign indicated the bus stop. While waiting we also met another farmer who was picking up a German couple arriving with the very same bus we were about to depart with. It's the ciiiiircle of liiiiiife!

Less than two hours later we were back in "Stoon" and were faced with the same old problem: how to get away from the main public transport centre. There is not a single bus going for the city on weekends. I mean who would expect people to actually arrive in those Greyhound buses at the Greyhound station, right? Anyway, so we had lunch at the Tim Horton's across the street and then resorted to taking a taxi downtown. Ridiculous.


On Sunday we enjoyed the nice weather by strolling along the South Saskatchewan River and then crossing it to get to the Broadway district, where the annual Fringe Festival was being held. It was mostly street artists and people selling handcrafted items at their small stands.



Monday marked our last day in Saskatchewan and it was also the third major Canadian holiday: Civic Day. As usual, we had to check out of our lodgings by 11am, but our train wasn't scheduled until 11pm, so we had all day to waste. We left our big backpacks at the AirBnB and then lounged at one of the riverside parks for an hour or two. After having lunch we went to the cinema and watched the new Mission Impossible: Fallout movie. Canadian cinemas are just so much better than German ones. Similarly expensive, but so much more luxurious.

We ended the comfortable part of the evening by going to yet another board game café, where we tried out some new gems before starting our long and unpleasant journey to Edmonton.



The last possible bus in the general direction of the train station (yes, there is no bus stop at the train station. Again, who would have expected travelers to use the centres of public transport in this city? It's a mystery) left at half past 8pm. We departed in the middle of nowhere and then had to haul our heavy backpacks for another 2km through some suburbs before stumbling into the railway depot. Not a single sign in sight, but that's the Canadian way. They just hate signs. The actual train station was hidden behind several construction sites and mostly fenced off but we eventually found a way inside.



First thing the staff there told us was that the train was about one hour late. Given ViaRail's poor reputation for time management, an hour was quite lucky. So we settled down to wait till midnight. Oh, did I mention that all the washrooms in the train station were out of order? They did put up some portable toilets outside, but there was no running water, the vending machines were all broken down and they had to put up a giant fan so we wouldn't suffocate inside. While waiting, the train picked up another hour of delay, so we boarded only at around 1am. I'm beginning to think the Deutsche Bahn is actually a quite efficient enterprise.



Once aboard we quickly fell asleep. Upon our awakening at around 7am, we were informed that the train wasn't even halfway to Edmonton. Keep in mind that the original time of arrival was to be 8am. Soon we learned the reason for our continued delays: there was a freight train in front of us with a faulty engine. So we kept stopping in the middle of the fields, sometimes for almost an hour before continueing our journey at walking speed. The estimated time of arrival was pushed back further and further: 10:30, 11, 12, 13, 14...

We eventually arrived at 3pm, a full 7 hours behind schedule and after being on the train for 14 hours instead of 9. At the Edmonton train station the same problem arose as in Saskatoon: there's no buses leaving for the city, despite the number of passengers of arriving. The WiFi was so bad we couldn't even connect to figure out a different way to get away, so again we had to take a taxi. This is becoming a bad habit.

However, at this point our ordeal ended. Saskatoon definitely has some nice areas and we enjoyed our time here, but getting around without a car is essentially impossible and the city doesn't seem to be too interested in attracting tourists.