Nachdem wir uns am Freitag das schöne Canmore angeschaut hatten, fuhren wir direkt weiter nach Banff in den Banff Nationalpark um unser neues Hostel zu beziehen. Bis nach Banff ist es nicht weit und der Trans Canada Highway ist in diesem Bereich zur Abwechslung wirklich vergleichbar mit deutschen Autobahnen. Nach dem ruhigen Canmore war Banff ein ziemliches Erlebnis. So viele Menschen und Autos auf einmal haben wir ansonsten in Kanada höchstens bei den Niagara Fällen gesehen.

Wir organisierten uns im Hostel und beschlossen uns am Abend noch eine der Hauptattraktionen des Banff Nationalparks anzusehen, den Moraine Lake. Wir hatten schon gelesen, dass man, um eine Chance auf einen Parkplatz zu haben, entweder vor 6 Uhr morgens oder nach 6 Uhr abends hinfahren soll, denn sobald der Parkplatz voll ist, wird sogar die Zufahrtsstraße gesperrt. Obwohl wir wirklich spät losfuhren, mussten wir erst eine Runde drehen, bevor die Straße zum See tatsächlich geöffnet wurde und selbst dann waren immer noch sehr viele Menschen dort. Die Menschenmassen an sich sind aber gar nicht so störend (die Aussicht ist nämlich einfach der Wahnsinn), das größte Problem ist, wie wenig Respekt die Leute vor der Natur in diesem Nationalpark haben. An jeder Ecke stehen Schilder, die erklären wie wichtig es ist, dass man sich an die festgelegten Pfade hält, da 1 Million Menschen jährlich diesen Ort besuchen. Die Folgen sieht man überall, alles ist zu Staub zertrampelt, die Vegetation hat keine Chance.

Aber allen Ärger zum Trotz: Moraine Lake ist wunderschön! Hat man den Rockpile (Steinhaufen) erklommen, hat man eine unglaubliche Aussicht. Der strahlend blaue See, Gipfel mit Gletschern und Schnee und dunkelgrüner Nadelwald drumherum. Hier kann man eine ganze Weile verbringen und einfach nur staunen.



Wenn man sich ein bisschen ruhig verhält, kommen auch sofort lauter kleine Bergbewohner zum Vorschein. Wir haben hier zum ersten Mal ein Pika gesehen mit seinen großen Ohren.



Am Samstag entschieden wir uns, die Wanderung durch den Johnston Canyon zu den Ink Pots anzugehen. Johnston Canyon ist ein weiteres beliebtes Ziel im Banff Nationalpark wie wir merkten, weil wir gar nicht erst auf den offiziellen Parkplätzen parken konnten, sondern am Straßenrand halten mussten. Der Canyon ist wirklich spektakulär mit steilen Felswänden und unglaublich klarem Wasser. Der Weg ist mehr ein Steg, der an den Felswänden aufgehängt ist. Man kann im Canyon zwei große Wasserfälle sehen, zuerst den unteren Wasserfall und dann ein ganzes Stück den Berg hinauf noch den oberen Wasserfall. Allerdings sind so viele Leute dort unterwegs, dass man sich anstellen muss, um die Wasserfälle anzusehen. Verrückt!



Als Arne zwei Park-Ranger gesehen hat, hat er sie direkt darauf angesprochen, was sie mit den ganzen Leuten machen, die die Wanderwege verlassen, denn hier war es noch schlimmer als beim Moraine Lake. Die Ranger meinten, dass sie leider gar nichts tun können, außer die Leute anzusprechen und zu bitten wieder zurück auf die Wege zu kommen. Nicht mal Geldstrafen dürfen sie verteilen. Aber sie meinten, dass viele der Leute sich ein Bein oder mehr brechen, wenn sie unerfahren auf den Felsen herumklettern und das sei dann die gerechte Strafe. Allerdings käme es wohl immer wieder vor, dass sie sogar eine Leiche aus dem Fluss fischen müssen und dies sei der schlimmste Teil ihres Jobs.



Nachdem wir die oberen Wasserfälle passiert hatten, wurde es auf einmal ruhig um uns herum. Bis zu den Ink Pots war es noch ein ganzes (steiles) Stückchen Weg, was wohl dafür sorgt, dass hier nicht so viele Leute unterwegs sind.

Die Ink Pots (Tintenfässchen) sind kleine runde Teiche, die sich von unten her mit Wasser füllen und unterschiedlich tiefblau gefärbt sind. Dort wo sich das Wasser nach oben in die Teiche drückt, blubbert der Teichgrund als würde das Wasser kochen. Rundherum war die Landschaft weit und offen mit ein paar Berggipfeln im Hintergrund. Eine schöne Abwechslung nachdem wir so lange durch die Schlucht und den Wald gelaufen waren.



Am Sonntag investierten wir einige Zeit in Organisatorisches, einkaufen zum Beispiel und machten dann nur eine kleine Wanderung (eher Spaziergang) entlang des Bow Rivers. Wir kamen an einem Museum vorbei, dass sich mit der Nutzung der heißen Quellen in den Rocky Mountains beschäftigt und an einem weiteren, bei dem es um die Kriegsgefangenen-Lager in Kanada ging. Der Bow River hat, je weiter wir ihn Richtung Quelle verfolgen, eine so unwirklich intensive Blaufärbung, dass man gar nicht glauben kann, dass er einfach nur Wasser fördert.



Am Abend regnete es dann endlich, so dass wir hofften, dass sich die Luft endlich etwas vom Rauch klären sollte.


So war es dann auch und wir konnten den Montag für eine der größeren Wanderungen nutzen, die wir geplant hatten. Da uns der Bow River nun schon von Calgary, nach Canmore und nach Banff begleitet hatte, wollten wir ihn nun auch tatsächlich bis zu seinem Ursprung verfolgen. Dazu mussten wir zuerst zum Bow Lake fahren und die Fahrt dorthin war schon unheimlich schön. Ohne den Rauchschleier in der Luft sieht die Landschaft noch einmal ganz anders aus. Die Rocky Mountains sind einfach traumhaft schön! Wir haben wirklich Glück, dass wir uns die Nationalparks hier in aller Ruhe anschauen können.



Der Bow Lake ist ein großer See, umrahmt von hohen Berggipfeln. Der See wird gespeist von mehreren Gletschern und fließt dann durch den Bow River ab.



Am See war noch relativ viel los, aber wir hatten schon gelesen, dass sich die meisten Leute nur den See anschauen und dann wieder weiter fahren. Als wir also begannen den See zu umrunden, wurde es schnell wieder ruhig.



Wir kamen bald an die Stelle, an der viele der Schmelzwasser-Bäche in den See münden und folgten den Flüsschen dann stromaufwärts. Die Landschaft war der Wahnsinn. So etwas hatten wir noch nie gesehen. Alles sehr karg und unwirtlich, aber dennoch wunderschön.



Es ging dann noch eine Treppe hinauf und plötzlich standen wir in alpiner Landschaft und konnten den Zusammenfluss zweier Gletscherflüsse sehen und wie das Gletscherwasser in einem großen und mehreren kleinen Wasserfällen von den Gipfeln hinunterrauscht, die Bow Glacier Falls. Hier war das Ziel unserer Wanderung, aber für unsere Pause stiegen wir doch einige Höhenmeter wieder hinab, es war nämlich ziemlich zugig dort oben.




Am Dienstag nutzten wir die noch einigermaßen gute Sicht und fuhren mit der Banff Gondola auf den Sulphur Mountain hinauf. Die meisten Seilbahnen in Kanada wurden von Schweizer Unternehmen gebaut (was irgendwie beruhigend ist) und diese war die allererste. Generell wurden für die Erkundung und Erschließung der Rocky Mountains extra erfahrene Schweizer Bergführer engagiert. Was die wohl zu den Elchen und Bären gesagt haben?

Durch den hohen Publikumsverkehr wurde die Gipfellandschaft allerdings schnell so stark geschädigt, dass sich die Gondelbetreiber etwas einfallen lassen mussten. Und so wurde ein große Gipfelstation gebaut, so dass man oben tatsächlich nie wirklich mit der Natur in Kontakt kommt.



Die Aussicht von dort oben ist toll. Man hat einen schönen Blick auf Banff und den "kleinen" Tunnel Mountain. Die umliegenden Gipfel und Bergrücken sind gigantisch.



Von der Station aus konnte man über Holzstege zu einem der Gipfel laufen, Sanson Peak. Darauf war mal eine große Station zum Empfangen von Höhenstrahlung, die inzwischen abgebaut wurde.

Es war toll dort oben, aber die Tickets sind wirklich sehr teuer. Bei schlechter Sicht sollte man auf keinen Fall nach oben fahren, sonst ärgert man sich nur.



Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, schauten wir uns noch ein paar schöne Orte in Banff an. Wir waren an einem kleinen Wasserfall, den der Bow River in Banff bildet und an einem Aussichtspunkt, an dem man das riesige, schlossartige Hotel sehen konnte.



Außerdem haben wir uns die "Hoodoos" angesehen. Das sind lustige Gesteinssäulen, die nicht weggespült wurden, weil oben drauf zufällig ein schützender fester Stein liegt.



Und dann hieß es auch schon wieder packen.

Die Hälfte unserer Zeit in den Rockies ist so schnell verflogen. Vom Trubel in und um Banff waren wir ziemlich geschockt. Wir hatten natürlich schon davon gehört und gelesen und wir wussten ja, dass wir zur Hauptsaison dort sein würden, aber so richtig waren wir dann doch nicht darauf vorbereitet. Ein richtige "Nebensaison" gibt es in den Rockies leider nicht, da die meisten Straßen schon ab Oktober gesperrt werden und man viele Orte gar nicht besuchen kann. Deshalb ist klar, dass sich die Millionen Besucher in den zweieinhalb sommerlichen Monaten gegenseitig auf die Füße treten. Trotzdem ist es sehr befremdlich, wenn man mit den Rocky Mountains eher Wildnis und Abgeschiedenheit verbindet und dann steht man in einer Schlange, um sich einen Wasserfall ansehen zu können. Aber mit ein bisschen Geduld und Wanderlust findet man dann doch seine Ruhe in den Rocky Mountains. Zum Lake Louise, einem der Hauptziele in den Rocky Mounaints, haben wir es zum Beispiel noch gar nicht geschafft, weil wir gemerkt haben, dass es uns an den "unpopulären" Orten einfach besser gefallen hat. Vielleicht wird es ja was bei Banff Teil 2.

So oder so, es ist fantastisch hier und daran ändern Rauch in der Luft, schlechtes Wetter oder Menschenmassen auch nichts. Die Rocky Mountains sind wunderschön und egal wie viel Zeit man hat, es ist auf jeden Fall zu kurz.



-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Banff is just around the corner from Canmore, however the two towns are worlds apart. There's more tourists in Banff than regular citizens in Canada.



After checking into our hostel, we drove out to Moraine Lake, one of the many major tourist attractions in the area. What we witnessed there can be used as template for all Rocky Mountains tourist attractions:


  • we didn't get onto the parking lot at first, because the entire road (about 10km in length) leading up to the lake was blocked
  • we eventually did get to pass through, but couldn't find a free parking spot at first
  • once on site we could barely take a single picture without a bunch of tourists crawling through the "protected" wilderness in the background in search for the perfect selfie



Ignoring all the idiots who give us tourists a bad name, this was actually a lovely place. Climbing up the "Rock Pile" offered a marvelous view over the glacier-blue lake and its surroundings.



On Saturday it was time for a bigger hike. We drove up to Johnston Canyon and judging from the numbers of cars parked up the entire road leading up to the actual parking spot, this wasn't some secluded little secret, either. The masses turn walking this trail into walking in line, or - in case of the two waterfalls along the way - standing in line for half an hour. Ridiculous.



However, right after passing the upper falls the tourists vanish and we were almost alone on the actual trail up to the "inkpots". These were quite a bit uphill and consisted of several interestingly coloured ponds next to a mountain stream.



On Sunday we relaxed and took only a stroll along our old friend the Bow River. At night there was some rain and we hoped that it would clear the air from the smoke, but that was only partially the case.



Thusly reminded of the Bow River which we've seen at several different stages of its long unwinding through Canada, we now wanted to see its origin. So we headed out to Bow Lake, from where one could follow the stream of ice-cold glacier water to a waterfall that comes down from a real glacier up on the mountains.



Come Tuesday the visibility started to get reduced by upcoming smoke once more, but we had already planned to take a gondola up to Sulphur Mountain before it gets any worse. The gondola is a real scam and the very definition of "overpriced", but the view from up there was quite something. Lots of tourists, as usual, but it was nice to look down at Banff and Tunnel Mountain as if you were standing perched over a miniature landscape.



Once down on the ground again, we visited some free spots around Banff with memorable attractions, like the small Bow River waterfall inside Banff and a lookout with a view of the humongous Fairmont Banff Springs hotel.



Despite our love for the Rockies, we were quite glad to leave this place for now. Our next destination would be Jasper, which was said to be somewhat less touristy, a description that is true for any other place in Canada.