Nun hieß es also Abschied nehmen von den Rockies, denn es sollte weitergehen Richtung Vancouver. Da es von Banff bis nach Vancouver allerdings ziemlich weit ist, hatten wir beschlossen einen Zwischenstopp einzulegen. Unsere Wahl war auf Penticton gefallen, da es relativ in der Mitte der Strecke liegt.

Zunächst mussten wir aber erst einmal so weit kommen. Wir verließen Banff bei ca. 6°C, Nieselregen und tiefhängenden Wolken. Den ersten Teil der Strecke bis Lake Louise kannten wir gut, hier waren wir ja schon ein paar Mal entlang gekommen. Wir hielten kurz zum Tanken, leider sind die Preise hier natürlich an die Touristenmengen angepasst (77 Eurocent pro Liter in Saskatchewan, das waren noch Zeiten...) und dann ging es auf dem Trans-Canada-Highway nach Westen. Vom Banff Nationalpark kamen wir direkt in den Yoho Nationalpark (und damit waren wir in British Columbia gelandet) und dort war es wunderschön. Vielleicht lag es daran, dass wir jetzt eine ganze Weile immer wieder die selben Gipfel und Aussichten gesehen hatten, aber für zukünftige Rocky Mountains Besuche steht dieser Nationalpark auf jeden Fall mit auf der Liste. Wir hielten bei einem Aussichtspunkt, bei dem man die Spiraltunnel der Eisenbahn ansehen konnte. Es war natürlich alles in den Wolken verschwunden, aber es gab ein kleines Modell zu Veranschaulichungszwecken. Im Prinzip fährt hier der große Bruder der Sauschwänzlebahn.



Nach dem Yoho Nationalpark kamen wir zwar durch ein paar kleine Städtchen, aber hauptsächlich ging es weiter durch Wald und Berge. Wir kamen noch durch zwei weitere Nationalparks, den Glacier Nationalpark und den Mount Revelstoke Nationalpark, wobei letzterer mit einer erneuten Passüberquerung verbunden war. Die Bergstraße war leider eine einzige Baustelle und man durfte nur 30 km/h fahren, da mussten wir im Örtchen Revelstoke erstmal eine Pause einlegen.



Als wir schon dachten, dass British Columbia ausschließlich aus Berglandschaft besteht, kamen wir beim Örtchen Sicamous plötzlich in ein Tal. Es war kontinuierlich wärmer und das Wetter besser geworden und hier erreichte das Thermometer bereits 25°C.

Die Landschaft hatte sich komplett verändert. Das Tal ist dicht besiedelt, man kommt an wunderschönen Seen und Flüssen vorbei und die Hügel/Berge ringsherum erinnerten an Wildwest-Filme. Hier standen wir (soweit wir uns erinnern können) das erste Mal in Kanada so richtig im Stau. Es war so viel Verkehr und wir kamen an drei Unfällen vorbei, außerdem gab es keine Umgehungen für die Ortschaften, deshalb trug jede rote Ampel noch zur weiteren Verzögerung bei (außerdem begann jetzt das letzte lange Sommerwochende). Aber das machte nichts, denn die Landschaft war einfach wunderschön und wir staunten vor uns hin.

Im Örtchen Enderby machten wir eine weitere Pause an einem kleinen Strand am Fluss. Hier konnten wir die Leute beim Baden beobachten und fühlten uns in eine andere Welt versetzt, nachdem wir morgens in den Rockies noch vor uns hin gefroren hatten.



Irgendwann kamen wir durch Kelowna, was wohl auch ein beliebter Zwischenstopp für Reisende zwischen Vancouver und den Rockies ist. Wir waren ganz froh, dass wir hier nicht unsere Unterkunft gebucht hatten, den obwohl es in derselben schönen Landschaft des Okanagan Valleys liegt, kam es uns vor wie ein riesiger Moloch, nach den schönen kleinen Örtchen, die wir passiert hatten.

Bei Kelowna überquerten wir den Okanagan See, an dem wir schon eine Weile entlang gefahren waren über eine spektakuläre Brücke. Und nachdem wir zwei Örtchen mit sehr vielversprechenden Namen (Peachland und Summerland) durchquert hatten, kamen wir endlich an unseren Zielort Penticton.



Das Hostel war sehr schön und fast leer, bis auf ein paar mexikanische Saisonarbeiter mit denen wir uns ein bisschen spenglisch unterhielten (sie sprachen Spanisch, wir antworteten auf Englisch, was erstaunlich gut funktionierte).

Das gute Wetter (mittlerweile 28°C und pure Sonne) und die tolle Umgebung ließen uns die 8 stündige Fahrt direkt vergessen und wir hatten noch genug Energie, neuen Proviant einzukaufen. Dann blieb uns nur noch uns auf den nächsten Tag zu freuen.



Das Okanagan Tal ist bekannt für sein gutes Wetter, die schönen Seen und seinen Obst- und Weinanbau. Es gibt hier unzählige kleine Weingüter und Obststände. Das Städtchen Penticton liegt genau zwischen zwei Seen, dem riesigen Okanagan See und dem Skaha See. Scheinbar gibt es nur sehr wenige Städte auf der Welt, die tatsächlich von einem Seeufer bis zu einem anderen Seeufer reichen, zumindest wirbt Penticton damit. Der Name "Penticton" bedeutet übersetzt "Platz zum immer Bleiben" und so fühlten wir uns auch, als wir morgens die erste Erkundungstour durch den Ort starteten. Nach dem vielen schlechten Wetter in den Rockies war der plötzliche Sommer eine Wohltat. Wir liefen die Hauptstraße hinunter Richtung Okanagan See und befanden uns direkt im Wochenmarkt. Der Wochenmarkt im Sommer besteht hier aus einem Trödel/Kunsthanderwerkermarkt und einem Bauernmarkt.



Vom Wochenmarkt gelangten wir an den See und auch direkt an einen endlos langen Strand. Es war belebt, aber nicht zu viel los hier (wir hatten schon in den letzten Tagen in den Rockies deutlich gemerkt, dass die Saison zuende geht). Wir spazierten am Strand entlang bis wir zu einem großen Raddampfer kamen, der aufs Land gezogen worden war. Die Dampfer waren verwendet worden um über die Seen zu kommen, so lange die Canadian Pacific Railway noch nicht fertiggestellt war. Danach ging es über einen schönen japanischen Garten zurück ins Hostel, wo wir uns für den Nachmittag stärkten.



Wir wollten nämlich die typischste aller Penticton-Sommeraktivitäten auch mitmachen: den Verbindungsfluss zwischen den beiden Seen hinunter treiben! Dort wo der Fluss aus dem Okanagan See austritt gab es die Möglichkeit sich Ringe zum Treiben auszuleihen und gleich ein Busticket für die Rückfahrt zu kaufen und schon ging's ab aufs Wasser. Was für ein Spaß! Der Fluss fließt nicht zu schnell und nicht zu langsam und es waren alle möglichen Gestalten unterwegs. Große Gruppen mit Musik und viel Bier, einzelne Leute die einfach entspannt vor sich hin trieben, ganze Familien auf riesigen Schlauchbooten und die seltsamsten Luftmatratzen, die man je gesehen hat. Die Enten freuten sich natürlich vor allem über Leute, die Snacks mitgebracht hatten.

Viel schneller als gedacht kamen Schilder, die einen zum Ausstiegspunkt leiteten, hier hätte man sich ewig treiben lassen können. Der Bus, der die ganzen tropfenden, barfüßigen Leute in Badesachen einsammelte, war ein umgebauter Schulbus und der Busfahrer sorgte dafür, dass die Stimmung weiter bestens blieb. Er ließ "Sweet Home Alabama" in vollster Lautstärke laufen und drehte ein paar Runden durch den letzten Kreisverkehr, aber irgendwann mussten wir dann doch aussteigen.



Wir ließen den schönen Tag ausklingen mit der Aussicht vom kleinen Munson Mountain, der den Schriftzug "Penticton" in riesigen weißen Buchstaben trägt (ein bisschen wie in Hollywood). Der Berg ist ein ehemaliger Vulkan und die Aussicht in der Abendsonne war unbeschreiblich schön.



Das Okanagan Valley ist wirklich wunderschön. Mit dem Verlassen der Rockies haben wir den etwas schnelleren Teil unseres Roadtrips eingeleitet mit kürzeren Aufenthalten an den einzelnen Stationen. Dieser Auftakt war auf jeden Fall genial und wir sind gespannt auf die nächste Zeit.



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Since the drive from Banff to Vancouver would take around 10 hours, we decided to stop in between at Penticton. Starting our journey in drizzle and 6°C, we quickly ran into fog and thus couldn't really appreciate the view.



However, the weather quickly improved while we went through the Yoho National Park, the Glacier National Park and the Revelstoke National Park. As temperatures rose so did the amount of traffic and we got into some congestions due to traffic accidents. Eventually we reached Penticton in a sunny valley with 28°C. We checked into our hostel, which was mostly empty save for some Mexican workers who stayed at the hostel for the entire season.



The Okanagan Valley is famous for its wine and fruits, located right inbetween the lakes Skaha and Okanagan but connected by a river. This river was our destination for the afternoon, but first we visited a farmers market downtown and looked at the bigger one of the two lakes (hint: the entire valley is named after it). As promised, after lunch we put on our bathing suits and rented a floating ring and thusly went down the river. This water was moving very slowly, so we could relax while drifting around. There were lots of other floaters, as well: entire families with kids, groups of friends with beer and snacks and couples on double devices. There was even a unicorn passing by! The main benefactor of the whole attraction were the ducks who kept eating the various munchies that kept falling into the water. Afterwards, a bus picked us all up and took us back to the start where we left the car and dry clothes.



In the evening we went up the Munson Mountain, an inactive volcano, where the locals put up giant letters spelling out "PENTICTON" just like in Hollywood. Then we prepared for our first real journey to Vancouver on the next day.