Am Freitag sollte es mit dem Greyhound weiter gen Westen gehen, aber am Busterminal angekommen erklärte uns das Personal, dass sich der Bus um circa 2 Stunden verspätet. Nach guten zwei Monaten Dauerurlaub wird das Zeitgefühl ganz anders und da sind zwei Stunden hin oder her nicht mehr so wild... Wir ließen unsere Rucksäcke am Terminal und schauten uns in der Zwischenzeit Thunder Bays Einkaufszentrum an.

Als wir schließlich losfahren konnten wurden uns die Dimensionen Ontarios nochmal so richtig klar. Es gab nur noch Wald. Die Straße und Wald, Seen und Wald, vereinzelte Bäume und Wald, Stunde um Stunde. Abzweigungen wurden sehr spärlich und wenn, dann waren es keine asphaltierten mehr.



Bei Dryden waren ein paar Farmen als Zeichen für Zivilisation zu sehen und dann ging es wieder in den Wald bis Kenora sich wie eine Oase auftat. Wer hätte gedacht, dass es am Ende von Ontario noch eine kleine Stadt gibt? Danach war es auch nicht mehr weit bis zur Grenze nach Manitoba. In Manitoba wechselte die Landschaft dramatisch. Manitoba ist flach. Hier grenzen Felder an Weiden an Felder an Weiden und man hat das Gefühl man kann bis in die USA und an den Nordpol sehen. Echt verrückt. Und plötzlich waren wir in Winnipeg (die knappen 10 Stunden verflogen wie nix).



Da das Busterminal in Winnipeg am Flughafen und damit ziemlich weit ab vom Schuss war bekamen wir auf unserem Weg zu unserer Unterkunft schon mal einen Vorgeschmack auf Winnipeg. Mit den zwei Stunden Verspätung war es allerdings trotz neuer Zeitzone schon sehr spät und so waren wir froh als wir endlich unser Bett im wunderschönen La Cabane Guesthouse beziehen konnten.


Es war sehr heiß am Samstag, mittlerweile haben wir 36°C erreicht und die Vorstellung, dass hier im Winter -40°C bei unendlich viel Schnee herrschen fällt immer schwerer.

Es gibt in Winnipeg eine tolle Tourismus-Initiative, die einen Stadtrundgang vorbei an großen und kleinen Sehenswürdigkeiten erstellt hat, alles zusammengefasst mit ein paar Informationen zur jeweiligen Attraktion in einer Broschüre. So verbrachten wir den Tag damit, Winnipeg auf eigene Faust (mit der Broschüre in der Hand) zu erkunden.

Praktischerweise konnte man den "Loop" (wie der Stadtrundgang heißt) direkt vor der Türe unserer Unterkunft beginnen. Das La Cabane liegt im französischen Viertel St. Boniface. Unser Weg führte uns zum und über den Red River durch die historische Stätte "The Forks". The Forks liegt am Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River, den zwei großen Flüssen Winnipegs. Dort gibt es einen großen Park mit viel Kunst, einem Markt und mehreren Museen und Spielplätzen. Außerdem ist dort immer etwas geboten mit Konzerten und anderen Veranstaltungen.



Über den Broadway kamen wir zum Regierungsgebäude Winnipegs, in dem kostenlose Führungen angeboten werden. Das beeindruckende Gebäude wurde deshalb erbaut, weil eine damalige Statistik ergab, dass Winnipeg bis 2010 circa 3 Millionen Einwohner haben sollte... momentan sind sie bei 1,3 Mio. und freuen sich, dass sie so ein gigantisches Regierungsgebäude haben.



Die Konstruktion des Gebäudes hatte einige Hürden zu überwinden. Zum Beispiel stahl der Bauleiter Thomas Kelly immer wieder Baumaterialien, um sein eigenes Haus drei Straßen weiter fertigzustellen. Dies gipfelte darin, dass er mehrere riesige Steinsäulen auf seiner eigenen Veranda verbaute, was natürlich nicht unentdeckt blieb. Sein Haus wurde ihm schließlich abgenommen, aber die Säulen im Regierungsgebäude mussten durch günstigere, hohle Nachahmungen ersetzt werden.

Das Gebäude strotzt nur so von versteckten Symbolen und Zeichen und beherbergt viele griechische und ägyptische Merkmale. Man findet Statuen von antiken Göttern, die Sphynx und einen "Pool of the Black Star", der mit okkulten Ritualen in Verbindung gebracht wird, daneben Kronleuchter und zwei lebensgroße Bisons. Als sei das alles noch nicht merkwürdig genug ist im ganzen Gebäude die Zahl 13 so häufig wie möglich verbaut. 13 Leuchter, 13 Säulen, Dekorationen wiederholen sich 13 mal... Angeblich kommt kein neues Pech dazu, wenn das Pech schon im Haus ist.

Das Regierungsgebäude in Winnipeg ist interessant, aber auch sehr, sehr seltsam.



Anschließend schauten wir uns noch Downtown Winnipeg und den Exchange District an.



Am Sonntag machten wir uns auf den Weg zu einer vielgepriesenen Attraktion in Winnipeg, dem Assiniboine Park and Zoo. Wenn man mit großem Reisebudget nach Manitoba kommt, kann man den Weg nach Churchill auf sich nehmen und dort Eisbären in freier Wildbahn beobachten. Da nicht nur wir, sondern auch viele andere sich dieses sicherlich tolle Erlebnis nicht leisten können, hat der Zoo in Winnipeg die "Journey to Churchill" einfach nachgebaut. Hier kann man Eisbären beobachten, die tatsächlich aus dem Gebiet um Churchill kommen und aus verschiedenen Gründen nicht dort bleiben konnten. Der Eisbär "Storm" zum Beispiel hat einen Touristen gebissen, der die Sperrstunde in Churchill nicht eingehalten hatte. Normalerweise werden Eisbären, die Menschen angegriffen haben, leider getötet, aber ein Politiker, der zufällig zur selben Zeit in Churchill war, strebte einen Prozess an und konnte Storm glücklicherweise retten.



Ansonsten kann man im Zoo viele weitere kanadische und nicht-kanadische Tiere anschauen und begegnet vorbeiflitzenden Erdhörnchen (Gopher), die sich an keinerlei Gehege-Grenzen halten und gerne die Futterreste, die andere Tiere übrig lassen, auffressen. Nur zu den Eisbären gehen sie nicht mehr, das haben sie wohl schnell gelernt.



Das Hostel hatten wir hauptsächlich für uns alleine, aber wir lernten die Tschechin Klara kennen, die schon seit zwei Monaten im Hostel arbeitete und mit wenig Geld bereits weit gereist ist und den Amerikaner Elvic, der in Minnesota im Naturschutz arbeitet und feststellen musste, dass Winnipeg die größte Stadt in seiner Nähe ist und der seitdem Stammgast im Hostel wurde. Nochmal danke an Elvic für die leckeren Snacks und dass er Arne zum Einkaufen mitgenommen hat!


Am Montag konnten wir unseren nächsten Mietwagen abholen (wieder ein schicker Dodge, diesmal in Grau) und düsten direkt los Richtung Norden. Obwohl Winnipeg wirklich viel zu bieten hat, ein bisschen mehr von Manitoba wollten wir doch sehen.

Unser erster Stopp war zum Mittagessen im "Half Moon Drive In", einem klassischen Diner scheinbar direkt aus den 50ern entsprungen. Eine tolle Empfehlung von Klara, wo wir den Beyond Meat Burger probierten. "Beyond Meat" ist ein neuer Trend hier, verschiedene Pflanzenteile werden zu einem Fleischersatz gemixt, der tatsächlich sehr viel besser schmeckt als bisherige Sojaversuche und trotzdem sättigt.



Dann ging es weiter nach Gimli am Lake Winnipeg. Gimli ist sozusagen die Hauptstadt von "Neu-Island" in Kanada. Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine große Auswanderungswelle aus Island, da mehrere Vulkanausbrüche zu Hungersnöten geführt hatten. Insgesamt floh circa ein Viertel der isländischen Bevölkerung und viele landeten in Kanada. Dort wurde ihnen tatsächlich ein Gebiet am Winnipeg-See zur Gründung Neu-Islands zugesprochen, in dem sie ihre eigene Regierung und Gesetze haben durften und ihre Traditionen weiterführen konnten. Die Isländer hatten es nicht leicht in Kanada (das Wetter war dort nicht unbedingt besser als in Island), aber irgendwie schafften sie es zu überdauern. Heute ist das Gebiet nicht mehr Neu-Island, sondern gehört einfach zu Manitoba, aber Gimli und die umliegenden Orte sind auf jeden Fall etwas Besonderes (dort gibt es auch ein "Arnes" und ein "Valhalla"). Die ganzen Informationen haben wir übrigens aus dem "New Iceland Heritage Museum".



Schon mit Thunder Bay hatten wir die typische Touristenroute durch Kanada verlassen. Die meisten Reisenden überspringen Manitoba und Saskatchewan und fliegen oder fahren mit dem Zug direkt von Alberta nach Toronto oder umgekehrt. Wir sind froh, dass wir uns diese Teile Kanadas auch anschauen können, denn so können wir umso besser einen Eindruck von der Weite des Landes und der Vielfalt der Landschaften bekommen. Und Winnipeg hat uns wirklich überrascht.

Mit Winnipeg haben wir Kanadas Mitte (von Ost nach West) überschritten. Schwer zu glauben, dass wir erst die Hälfte gesehen haben, nachdem wir schon so viel erlebt haben... Andererseits ging es doch so schnell.


Am Dienstag hieß es schon wieder Rucksäcke packen (bzw. Sachen im Auto verteilen...) und weiter geht die Reise. Auf unseren Weg nach Regina in Saskatchewan wollten wir noch den Riding Mountain Nationalpark in Manitoba einbauen. Stundenlang fuhren wir durchs Nichts und nachdem wir die Nationalpark-Grenze uberfahren hatten, stellten wir fest, dass wir auf Manitobas Mallorca gestoßen waren. So viele Autos und Menschen auf einmal hatten wir seit Ewigkeiten nicht gesehen und zum ersten Mal in Kanada hatten wir Probleme einen Parkplatz zu finden. Hier machen also die Kanadier Sommerurlaub. Da wir aber nicht für den Strand gekommen waren, sondern um wandern zu gehen, entkamen wir dem Trubel schnell wieder (dachten wir zumindest). Allerdings nur für kurze Zeit. Am Fuße des Wanderpfades öffneten wir die Autotüren und binnen einer Sekunde senkte sich eine schwarze Wolke auf uns herab. Wir waren ja mittlerweile schon einiges an Moskitos und anderen Stechviechern gewöhnt von den Farmen, aber so dermaßen überfallen wie dort, haben sie uns noch nie. Nach gefühlten zwei Minuten waren wir so genervt und gefressen, dass wir tatsächlich die Wanderung abbrachen, zurück zum Trubel fuhren, uns ein Eis kauften und uns zu den anderen an den Strand setzten. So waren wir am Ende doch nicht so enttäuscht vom Nationalpark.

Ach ja und Arne hat eine große Schildkröte von der Fahrbahnmitte gerettet. Das war toll!



Nach dem turbulenten Nationalpark-Ausflug hatten wir noch einige Stunden Fahrt vor uns. Fahren in Manitoba und Saskatchewan ist zu einfach. Die Straßen sind schnurgerade. Rechts, links, geradeaus und im Rückspiegel ist einfach alles platt und es sind kaum andere Autos unterwegs. Das ist witzig für ein paar Minuten und dann wird es irgendwie zunehmend anstrengend. Außerdem lernten wir, dass es hier durchaus Sinn macht zu wissen wo die nächste Tankstelle sich befindet...

Irgendwann kam die Grenze nach Saskatchewan und irgendwann danach Regina. Das ist also die Prärie. Es sieht cool aus für fünf Minuten und dann kommt die Monotonie...


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Our supposed departure on Friday was delayed by two hours, so we took a stroll down to the Thunder Bay shopping mall, had lunch and finally boarded the bus.

Leaving Ontario, the landscape changed significally: there's forests and woods interspersed by trees galore! For hours they stretched to each side of the window. Only few interruptions by the names of Dryden and Kenora before the border to our next province: Manitoba. Here the forests gradually switched places with big pastures and growing fields, with not a single hill to be seen anywhere. That's how we spotted Winnipeg even from far away.



We stayed here in the French part of town, called St. Boniface, in a guesthouse by the name of "La Cabane". On our first day, we braved the still ongoing heat wave by taking a self-guided tour through the city, starting right at our door step. We also saw "The Forks", which is where Red River and Assiniboine River converge, and slowly wandered up to the legislative building of "The Peg", as the locals call their town.



Inside, there are free guided tours. We learned that the entire building is riddled with symbolism and references, especially to ancient Greek and Egyptian architecture. When building this place, they put as many 13s in there as possible so as to discourage any outside bad luck from coming in since it already looked like quite the unlucky place: 13 pillars, 13 decorative flowers, 13 murals etc. That didn't stop the leading builder, Thomas Kelly, from stealing tons (literally) of building material for his own home just a couple of blocks down the road. His schemes went public when he put six giant marble pillars on his front porch, so they fired him, seized his house and put some cheaper, hollow pillars in the legislative building instead.



Before our departure to Canada, Lisa asked me whether I'd like to take a plane up to Churchill in Northern Manitoba to go and see some polar bears. It would cost only about 2,000 dollars per person. Since apparently I'm the adult in this relationship I said no and we settled for the cheaper alternative: the Winnipeg Zoo, which is where we went on Sunday. Here they recreated Churchill (mostly by putting up signs that said "Churchill") and captured about half a dozen polar bears. In this heat, they were mostly lying in the shadows or chilling in the pools. I also touched a camel, saw about a million gophers, some gibbons and wolves and almost stepped on a butterfly.



The guest house was mostly empty save for the Czech girl Klara, who stays there for several weeks, cleaning the place in exchange for a free stay. We also met the US American Elvic. He's currently working in Minnesota and realised that the closest big city is in fact Winnipeg, so now he passes the border twice a week to actually meet some people. He also introduced us to some nice new sweets and took me to the grocery store by car. Thanks again for that!



We started off the new week by getting our new rental car - another Dodge Charger - and taking it north to Gimli. Apparently the dwarf settled down in Canada after his adventures in Lord of the Rings. Towards the end of the 19th Century, a lot of inhabitants of Iceland fled their country due to several volcanoes erupting and causing bad harvests and famine. Some of them settled here in Manitoba, founding "New Iceland" where they kept their old names and traditions. We could also travel to "Arnes" or "Valhalla" up here.



Most of the tourists visiting Canada apparently skip this middle part. They fly directly from Alberta to Toronto and vice versa. It is true that Manitoba and Saskatchewan are not as flashy, but they definitely are grand on a completely different scale. By passing Winnipeg, we have completed half of our journey through Canada and since Manitoba is the province where we are spending the least time in, we decided to stop by the Riding Mountain National Park, which apparently is only natural elevation in all of Manitoba, so they created a park around it. For miles and miles we drove there, often being completely alone on the road, not a soul or building in sight. Upon our arrival, we found half of Canada's residents all crammed into this tiny little spot. It seems the Riding Mountain National Park is Canada's favourite summer holiday destination. So many people! And the distinct feeling that for coming here you have been branded a true tourist and are eligible for being scammed. Now we're smart, so we immediately left and went for a nice hiking trail that the lady at the Visitor's Welcome Centre suggested to us. No people there, nice! Opening our car doors, a black cloud descended upon us. No big deal, we're used to bugs, we'll just go on the trail and they'll lose us eventually. Right? No. They followed us. All. The. Way. And they brought friends. We made it maybe halfway through the trail before having to abort the mission. In those 15 minutes of hiking we got more bites and stings than in our first week at either farm. So we decided "Screw nature!", went back to the resort, bought an incredibly overpriced ice cream and enjoyed the incredibly overpopulated beach of Clear Lake. Incredible!

To end this story on a positive note: we spotted a turtle (maybe a tortoise, I don't know the difference) crossing the road, so we stopped and I saved it from being squished by the next vehicles following us. The creature wasn't too happy, but I was.



Afterwards, we drove straight towards Regina. And I mean straight. There's no hills or lakes in the way, just the endless prairie under an eternally blue sky. Nothing to the left, nothing to the right. If you're lucky there's a car on the road from time to time. Other than that you better find a good radio station or have an excellent travelling buddy like mine or else the road gets dull very quickly and you'll have trouble staying awake for the next four hours.